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Montag, 29. Juli 2013

Insekten, Folge 7: Die Gemeine Rosengallwespe

Gesehen in Berlin-Dahlem (Foto: CS).
"Das ist doch kein Insekt!", mag der Leser zum Foto am linken Rand sagen. Und das würde stimmen - zu sehen ist schließlich nur eine merkwürdige Wucherung an einem Wildrosenstrauch. Die Reihe "Insekten" widmet sich heute dem winzigen Tier, das der Pflanze diese Wucherung aufzwingt. Es geht um die Gemeine Rosengallwespe (Diplolepis Rosae). Sie selbst wird höchstens 4 Millimeter groß, die von ihr hervorgerufenen Wucherungen ("Gallen") erreichen die Größe eines Apfels. Ihre Verästelungen erinnern optisch an winzige Dornen. In der Hand fühlen sie sich allerdings weich an, wie Moos.

"Wie und wozu macht die Wespe das?"

Aufgeschnitten (Foto: Frank Vincentz, Quelle: Wikipedia).
Wie alle Gallwespen beeinflusst auch die Gemeine Rosengallwespe das Wachstum ihrer Wirtspflanze, um ihre Larven innerhalb des gewucherten Gewebes aufwachsen zu lassen. Sie sticht mit dem sogenannten Ovipositor (Ei-Ableger) in eine Sprosse der Rose, und legt darin Eier ab. Nach dem Einstich entwickelt sich das Pflanzengewebe dann in die abgebildete Richtung. Wie genau die biochemischen Abläufe funktionieren, ist noch nicht abschließend erforscht. Klar ist aber: Das Tier lässt die Pflanze für sich arbeiten. Es zwingt sie, ihm einen Lebensraum zu schaffen. Während sie selbst so zum Parasiten der Pflanze wird, hat die Gemeine Rosengallwespe freilich auch selbst mit Parasiten zu kämpfen. Andere Wespen wie Orthopelma Mediator können die bereits angelegten Gallen für ihren Nachwuchs erobern. Dabei töten sie in der Regel die Gemeine Rosengallwespe.

Kein Sex
Erwischt! (Foto: Universität von Bratislava)



Fast alle Gemeinen Rosengallwespen sind weiblich. Sie müssen nicht von männlichen Artgenossen befruchtet werden, um entwicklungsfähige Eier zu legen. Diese Art der Fortpflanzung wird auch Jungfernzeugung oder Parthenogenese genannt. Sie kommt bei vielen Insekten, unter anderem dem Gefurchten Dickmalrüssler, aber auch bei - unter anderen - Spinnen, Krebsen, Reptilien und Haien vor. Aus dem Ei der Gemeinen Rosengallwespe entwickelt sich erst eine Larve, die sich dann verpuppt. Die fertige Wespe schlüpft dann im folgenden Jahr.


Übrigens...
Die Galle am Rosenstrauch (Foto: CS).
Die Galle der Gemeinen Rosengallwespe wird auch "Schlafapfel" genannt. Sie galt nämlich lange als schlaffördernd und wurde dafür gern unter Kopfkissen gelegt. Ein Artikel im Tagesspiegel beschreibt noch einige weitere Gerüchte über die Wirkungen der Rosengalle. Im Englischen wird die Galle auch "Robin´s Pincushion" (Robins Nadelkissen) genannt. Der Name bezieht sich auf Robin Goodfellow, auch bekannt als Puck.


Christian Schepsmeier



Siehe auch:
Insekten, Folge 6: Der Waldmistkäfer
Insekten, Folge 5: Der Asiatische Marienkäfer - Einwanderer mit Biss
Insekten, Folge 4: Rüsselkäfer im Badezimmer
Insekten, Folge 3: Der Gemeine Totengräber
Insekten, Folge 2: Langfühlerschrecke auf stillgelegtem Flugfeld
Insekten, Folge 1: Bienenwolf in der Wüste

1 Kommentar:

  1. Da sitzt die gemeine Rosengallwespe viele Millionen Jahre im Hobbykeller der Evolution und bastelt an einer ausgeklügelten Idee, den Nachwuchs durchzubringen, sodass nicht einmal Zeit bleibt, Sex zu erfinden. Und dann kommt einfach Orthopelma Mediator daher und klaut das ganze Konzept.
    Das macht mich grade tierisch wütend.

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