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Freitag, 2. August 2013

Das Auto zum Wochenende, Folge 31: Mercedes CLS


Eine Limousine soll vor allem eines sein: praktisch. Vier Türen, bequemer Einstieg, viel Platz für die Passagiere und großer Kofferraum. Ein Coupé ist dagegen deutlich unvernünftiger: zwei Türen weniger, hinter Fahrer und Beifahrer entweder gar keine Sitzmöglichkeit oder aber im Falle der sogenannten 2+2-Sitzer eine eher notdürftige Rückbank für höchstens zwei kleine Mitfahrer. Da Autodesigner bei Zweitürern aber viel mehr Entfaltungsspielraum insbesondere beim Verlauf der Dachlinie haben, ist das Coupé die schönste aller Karosserieformen. Oftmals kostet es sogar mehr als sein viertüriges Pendant.

Merkmale des CLS: hohe Gürtellinie, schmale Seitenscheiben
Bei Mercedes-Benz wollte man ab 2004 mit dem CLS den Spagat der Verschmelzung beider Formen miteinander schaffen. Dafür rührte man ordentlich die Werbetrommel. Die Stuttgarter sprachen unbescheiden von einer neuen Fahrzeugklasse, dem viertürigen Coupé. Schon per Definition ist dieser Name natürlich Quatsch mit Soße und so neu war die Idee prinzipiell auch nicht, schließlich gab es in der Geschichte schon genügend Viertürer mit schicker Schale. Was die Daimler-Designabteilung dann aber tatsächlich auf die Räder stellte, übertraf alles zuvor Dagewesene.

Ich kann nicht recht in Worte fassen, was genau mich am CLS so begeistert. Ich glaube aber, dass es sich ähnlich verhält wie mit dem VW Phaeton (der das sechste Auto zum Wochenende war). Diese Mischung aus Mercedes-Stern, Protz, Luxuslimousine auf der einen und Understatement, Unaufdringlichkeit und zeitloser Schönheit auf der anderen Seite hat ihren ganz besonderen Reiz.

Ist das nicht ein traumhafter Anblick? (alle Fotos: NS)
Technisch basiert der CLS übrigens auf der E-Klasse, im Gegensatz zum Design gibt es hier also keine Experimente. Vom Sechszylinder-Diesel bis zum 500PS-Topmodell von Mercedes-Tochter AMG gibt es so ziemlich alles, was das Daimler-Regal zu bieten hat.  Was Image und Preis anbetrifft, so hat Mercedes hingegen immer deutlich gemacht, dass der CLS eine ganze Klasse höher mitspielen soll, also eher auf S-Klasse-Niveau.

Der erste Nachahmer war im Übrigen VW. 2008 kam der Passat CC auf den Markt. Mittlerweile heißt der aber nur noch Volkswagen CC, um den Premiumanspruch zu unterstreichen und jeglichen Zusammenhang mit dem Brot-und-Butter-Passat zu vertuschen. Diesen Weg gehen mittlerweile einige Hersteller wie zum Beispiel Audi mit den großen Sportback-Limousinen.

Den Mercedes CLS gibt es als Gebrauchtwagen (immerhin weit über 2.000 auf mobile.de) in gepflegtem Zustand zwar mittlerweile auch unter 20.000 Euro, doch die Preise sind und bleiben stabil. Und wer noch ein bisschen mehr Kapital zur freien Verfügung hat, für den gibt es die zweite Generation des CLS jetzt auch als Lifestyle-Kombi Shooting Brake (was ist das?), der in der Tradition so schicker Klassiker wie dem Reliant Scimitar oder dem Volvo P 1800 ES Schneewittchensarg steht.


Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 30: Leopard Roadster
Das Auto zum Wochenende, Folge 29: NSU Ro80

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