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Freitag, 20. Dezember 2013

Das Auto zum Wochenende, Folge 33: Sonderausgabe zur Essen Motor Show 2013

Heute soll es in der kleinen, bescheidenen Rubrik "Das Auto zum Wochenende" nicht um ein spezifisches Modell gehen, sondern um eine ganze Gattung. Das entscheidende Stichwort lautet: Tuning! Im Bereich der Modifikation von Automobilen aller Art scheint es kaum noch Grenzen zu geben. Erlaubt ist, was gefällt - und die Geschmäcker variieren bekanntlich. Was man vor zwanzig Jahren noch "Aufmotzen" schimpfte, heißt heute deutlich galanter "Individualisieren". Auf der diesjährigen Essen Motor Show (EMS) - ihres Zeichens eine der führenden Tuning-Messen weltweit - gibt es wieder einmal das gesamte Spektrum der Szene an der Gruga zu bestaunen. Ein Rundgang.

Von winzig bis gigantisch



Mini-Zyklop auf großem Fuß: Elia Twizy.
Grundsätzlich darf und soll alles getunt werden, ganz gleich ob das Auto alt oder neu, billig oder teuer ist. Auch die Größe spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Wie als Beweis begegnen mir gleich zu Beginn meines Messebesuches zwei Ausstellungsstücke, wie sie kaum gegensätzlicher sein könnten. Das eine Extrem ist der von Elia aufgemöbelte Mini-Elektroflitzer Renault Twizy (hier geht es zum Bericht über das Original). Am anderen Ende der Größenskala bekommt die ohnehin nicht eben mickrige Mercedes G-Klasse eine dritte Achse, nochmals mehr Bodenfreiheit sowie eine offene Ladefläche spendiert. Vom Bottroper Daimler-Veredler Brabus gibt es obendrein noch eine Leistungsspritze auf 700 PS. Ernsthaftes Kaufinteresse wird dieses Ungetüm vermutlich nur im arabischen Raum wecken: Brabus verlangt eine gute halbe Million Euro.

Wohl eher etwas für die Wüste: Brabus G 6x6. (dieses und alle weiteren Bilder: NS)

 Von Hausmannskost bis Gaumenschmaus

Bis zur Unkenntlichkeit modifiziert: Audi TT
Die Tuningszene ist von einer für Autofreunde atemberaubenden Vielfalt. Und in Essen findet jede Variation ihren Platz in einer der zwölf bis zum Rand gefüllten Messehallen.
Noch immer beliebt in der Szene: Corsa B
Da gibt es zum Beispiel den Kreis der privaten Bastler. Beim "Show and Shine Award" treten Autoverrückte mit ihren nach eigenem Stilempfinden präparierten Fahrzeugen in einem Schönheitswettbewerb gegeneinander an. Motoren werden vergoldet, Lacke mit Airbrush aufgewertet und der Unterboden mit LEDs beleuchtet. Es werden HiFi-Anlagen, oftmals teurer als das Auto drumherum, verbaut. Flügeltüren sorgen neben Chromfelgen für den entscheidenden Bling-Effekt.

Auch für Kias werden Komplettumbauten angeboten.
Räumlich deutlich abgetrennt gibt es eine weitere, wesentlich kostspieligere Art des Tunings: hier stellen spezialisierte Fachbetriebe Komplettfahrzeuge aus, die Interessierten zeigen, dass man nicht zwingend selbst Hand anlegen muss. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, kann man sein Serienauto auch von diversen Firmen veredeln lassen, sei es ein Hyundai oder ein Lamborghini. Freilich lassen sich diese divergierenden Herangehensweisen an ein und dasselbe Thema nicht miteinander vereinbaren. Man schraubt selbst oder man lässt schrauben - nicht nur eine Frage der Fähigkeiten und des Budgets; es sind zwei inkompatible Ideologien.

Von gestern bis morgen


Sieht bissiger aus als er ist: seltener Jowett Jupiter.
Das Hauptaugenmerk der EMS liegt auf dem Veredeln von Autos. Das bedeutet aber keinesfalls, dass es dort keine anderen interessanten Bereiche zu erkunden gibt. Weil die Motor Show auch eine Art Ausblick auf die im März nächsten Jahres ebenfalls in den Grugahallen stattfindende Oldtimermesse Techno Classica bieten soll, gibt es neben einer Sonderausstellung zum 100-jährigen Bestehen Maseratis auch zahlreiche Händlerstände rund um das alte Blech zu besichtigen. Es wird nicht nur präsentiert, sondern wie in jedem Jahr auch eine beachtliche Auswahl an Klassikern vom Käfer bis hin zum Rolls-Royce zum Verkauf angeboten.

Der nagelneue BMW 4er bereits als gepimpter Streifenwagen
Da die Haupt-Zielgruppe der EMS eher junges Publikum ist, kommen auch Gegenwart und Zukunft nicht zu kurz. Ähnlich den großen Automobilmessen wie IAA in Frankfurt und AMI in Leipzig sind einige Autohersteller vertreten, um ihre neuesten Produkte zu präsentieren. So zeigt Mercedes das A-Klasse-Derivat GLA, während Skoda gleich eine ganze Reihe neuer sportlicher Modelle exponiert. Andere Neuheiten finden sich in bereits veredeltem Zustand an den Ständen der Tuner, so auch eine Corvette C7 Stingray.

Es scheint aufwärts zu gehen: Feine Opel-Studie Monza. 
Einer der spannendsten Bereiche dürfte für viele Besucher die alljährliche Ausstellung von Konzeptstudien sein. Egal ob es sich dabei um einen seriennahen Prototyp handelt oder um eine Vision, die keine Chancen auf eine praxistaugliche Realisierung hat: es ist geradezu atemberaubend, die Entwürfe der größten Designer unserer Zeit live und in Farbe betrachten zu können.

Von kurios bis spektakulär

Meinen Messerundgang beschließen soll eine Fotoshow mit einigen der bizarrsten und außergewöhnlichsten Exponaten der EMS 2013, inclusive qietschender Reifen und nackter Haut.

Autokino: man beachte auch den Sternenhimmel!

Reichlich Motorsport in Essen: hier Vettels Red Bull.

Auch Zweiräder gibt es hier zuhauf, wenn auch selten so formschön.

Eine Szene für sich: VW Vento im Rattenlook.

Wie kann man nur? Das luxuriöseste Serienauto der Welt in Camouflage-Optik.

Hot-Rodding auf die Spitze getrieben: hat was!

Nicht schön, aber einzigartig: eines von diversen Eigenbau-Unikaten.

Und das Ganze nochmal von vorne: an wen oder was erinnert diese Augenpartie nur?

Eine Studie als Gegenentwurf zu allen verweichlichten SUVs auf unseren Straßen

Ein grausiger Trend: Tieferlegen bis zur Unbrauchbarkeit.

Wer's mag: Cindy immer und überall auf der Motorhaube dabei.

Was für ein Monstrum: der Brutus mit 47 Liter BMW-Flugzeugmotor.

Passt ins Messebild: bunter Hummer wirbt für Stripclub.

Eine gesamte Halle war für Driftshows reserviert.

Im Ruhrpott wird Rauchen auch in geschlossenen Räumen noch gern gesehen.

Alles wie vor 30 Jahren: zum Glück ticken in der Tuningbranche die Uhren noch anders.

Heckansicht des martialischen Sbarro Flèche Rouge.

Mein Messefavorit: perfekte Linien in Form des Italdesign Giugiaro Parcour Roadster.

Mercedes-Studie Ener-G-Force. Sieht so der Nachfolger der G-Klasse aus?

Einmalig schöner Chevrolet Bel Air

Scheinbar schwebender VW Bulli

Eine Frage des Geschmacks? Verschlimmbesserter Audi R8.

 Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent 

Siehe auch: 

Das Auto zum Wochenende, Folge 32: Wiesmann
Das Auto zum Wochenende, Folge 31: Mercedes CLS
Das Auto zum Wochenende, Folge 30: Leopard Roadster
Das Auto zum Wochenende, Folge 29: NSU Ro80

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